Die St. Sebastianus-Kapelle auf dem Heister

Einleitung

Da die Bruderschaft im Jahre 1714 wieder aufgerich­tet wurde, kann ohne Zweifel behauptet werden, daß die Heisterkapelle ihre Entstehung diesem Anlaß verdankt. Als „Mitstifter und führnemster Urheber der Capelle“ wird der Reichsfreiherr Hermann Georg Werner Ferdinand von Hatzfeldt genannt. Die Kapelle erbaute man im Jahre 1718.
Mit Genehmigung des Erzbischöflichen Ordinariats vom 27. November 1719 erscheint zur Einweihung ein eigenes für die Kapelle und Bruderschaft geschaffenes Gebetsbüchlein. Es enthält die Lebensbeschreibung des hl. Sebastianus und sein Martyrium, Litaneien und Anrufungen an diesen Heiligen und die Gottesmutter Maria. In Lied, Gebet und Anrufungen bitten die Gläubigen um Schutz vor Pest, der „gefährlichen Seug der rothen Ruhr“ und Pestilenz und Hungersnot.
Ein Bittgebet aus dem Büchlein lautet:
„Schau wie im Teutsch-Land überall/ groß Kriegs-Geschrey entstehet/ der Menschen Hauff fast ohne Zahl verdirbt und untergehet: Ach! Steh uns bey Freund Gottes Groß/ bey uns allzeit verbleibe/ mach uns von unseren Feinden los/ den Krieg von uns abtreibe.“
Am 24. 09. 1725 stiftete eine Lucia Catharina Langenbach aus Kappenstein im Kirchspiel Friesenhagen von Madrid aus den Kapellenfonds. Sie verpflichtete den Schützen-Caplan an der „St. Sebastianus-Cabell“ zwischen dem Pfarrdorf Wissen und dem „freiadligen Hauß Schönstein“, churkölnischer Herrschaft, mehrere Messen zum Seelenheil ihrer Vorfahren und anderer Mitmen­schen und schließlich für ihr eigenes Seelenheil zu feiern.

Seine tiefe Frömmigkeit beweist der Reichsfrei­herr v. Hatzfeldt, als er der Bruderschaft dieses Büchlein verehrt. Er hat sich bewusst mit der „Neugründung“ für ein wichtiges und organisier­tes Bindeglied in seinem katholischen Umland eingesetzt. Beispielhaft zeigt sich diese katholische Männerorganisation, die sich ja gewissen morali­schen Regeln unterzogen hat, durch ihre brüderliche Nächstenliebe in Form von Hilfeleistungen.
Reichsfreiherr v. Hatzfeldt hat sich bemüht und dies ganz im Sinne der Volksfrömmigkeit und den Absichten des großen Trient-Konzils (1566) einen Ablassbrief für die „newe fun­dierte Maria-Sebastianus-Capell und deren Bruderschaft Einverleibte allergnädigst concerdierte Privilegia, wie auch von Ihro Heiligkeit Clemens XI. allermildreichst durch eyffri­ge Ansuchung“ zu erwirken.
Dieser Ablassbrief enthält eine wichtige Forderung. Sie ist der Beweis dafür, daß mit der Stiftung der Heisterkapelle das Johannesfest in Zusammenhang zu bringen ist. Ein weiterer Ablassbrief wurde am 25. Mai 1756 von Papst Benedikt XIV. erlassen.
Die Johannesprozession selbst ist möglicherweise als Brandprozession entstanden. Als beim großen Brand von Wissen, am 17. September 1788, auch die Pfarrkirche in Flammen aufging, rettete Pfarrer Johannes Arnoldi unter größter Lebensgefahr die Monstranz mit dem Allerheiligsten und den übrigen geweihten Geräten aus der brennenden Kirche und brachte diese zur Heisterkapelle. Am darauffolgenden Sonntag hielt man dort einen feierlichen Gottesdienst und überführte das Allerheiligste anschließend in großer Prozession zur Schlosskapelle. Im folgenden Jahr wurde durch die Urkunde vom 24. April 1789 für die Heisterkapelle durch Papst Pius VI. der nachstehende „Ablaßbreve“ erteilt:


„Zum ewigen Vermächtniß. Auf die Vermehrung der Frömmigkeit der Gläubigen und die Heiligung der Seelen durch die himmlichen Schätze der Kirche mit frommer Liebe bedacht, gewähren wir gnädiglich im Herrn allen Christgläubigen beiderlei Geschlechts, so oft dieselben in jedem Jahre nach wahrer reumütiger Beichte und nach Empfang der hl. Kommunion die Kirche oder öffentliche Kapelle des hl. Maryrers Sebastianus bei Wissen, in der Kölner Diözese, am Feste der Geburt des hl. Johannes des Täufers von der ersten Vesper bis zum Sonnenuntergang des Tages andächtig besuchen und dort für die Eintracht der christlichen Fürsten, die Ausrottung der Irrlehren und die Erhöhung der hl. Mutter Kirche, fromme Gebete zu Gott ver­richten, einen vollkommenen Ablaß und Vergebung aller ihrer Sündenstrafen. Keine entgegenstehende Verfügung steht im Wege, und die Bewilligung dieses Ablasses soll für alle kommenden Zeiten Gültigkeit haben. Gegeben zu Rom beim hl. Petrus unter dem Fischerringe im 15. Jahr unseres Pontifikates, den 24. April 1789.“


Durch eine Verordnung des Erzbischofs von Köln vom 20. Juni 1829 auf Antrag des Pfarrers Johannes Wendel von Wissen, wird dem Präses der Schützenbruderschaft – in dem Falle der zeitige Pfarrer von „Kreuzerhöhung“ Wissen ­gestattet, die Feier des Johannifestes am darauffolgenden Sonntag in der Heisterkapelle zu halten, wie es heute noch üblich ist.

Der als besonderer Förderer der Bruderschaft anzusehene „Director“, Reichsfreiherr v. Hatzfeldt, stiftete im Jahre 1723 die heute noch neben dem Altar stehende Holzstatue des hl. Johannes Nepomuk.
Die Kapelle wurde 1718 als einschiffiger Raum mit dreiseiti­gem Chor und in Eichenholz-Lehmfachwerk erbaut. Der geschieferte Dachreiter steht auf sechsseitigem Grundriss. Im Innern sind die Seitenwände mit je drei Wandpfeilern vorgelegt. Die rechteckigen Fenster in den Seiten- und Chorwänden wurden Ende des 19. Jahrhunderts neu herge­stellt. Im Westen, bis zur ersten Wandvorlage reichend, eine einfache Orgelempore mit Holzstützen, die bei der Restaurierung der Kapelle im Jahre 1977 erneuert wurden.
Auch der Sebastianus-Altar wurde bei der Restaurierung aus Anlaß des 575 jährigen Bestehens der Bruderschaft im Jahre 1977 in neuem Glanz wieder hergestellt. Die Arbeiten führ­te der Kunstmaler Roland Gassert aus Wachtberg-Kleinrillip aus.

Der Altar entstammt den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts. Es ist ein geschnitzter barocker Hochaltar mit gemaltem Mittelstück, einfachen Säulen, Bogensegmenten und geschwungenem Fruchtornament. Das Gemälde (Öl auf Leinwand, oben ge­schweift, 1,13m hoch, unten 0,73m breit) stellt das Martyrium des hl. Sebastianus dar. Darüber zwei plastische Barockampeln, die das Wappen der Grafen von Hatzfeldt tragen. In der Bekrönung zwischen Bogensementen, das ovale Bild Mariens (58cm hoch, 45cm breit).

Am Treppenaufgang zum Glockenstuhl befindet sich ein einfacher Beichtstuhl. Rechts vom Altar hängt ein 2,80m hohes Kreuz mit holzgeschnitztem 1,25m hohen Christuskörper (18. Jahrhundert), der vor der Restaurierung der Heisterkapelle an der äußeren Ostwand befestigt war.
Die Kapellenglocke ist vor allem an Fronleichnam und beim Festhochamt am Johannestag zu hören. Zeitweise war es Tradtion, dass die Glocke beim Tode eines Schützenbruders bzw. Schützenschwester geläutet wurde. Die Darstellung einer Madonnenhalbfigur auf der Glocke beweist eine tiefe Marienverehrung im hiesigen Raum.
Inschrift: „Virgo cuae in Adam non peceavit.“ Übersetzt: „Die Jungfrau, die in Adam nicht gesündigt hat.“ Dieser Satz deutet darauf hin, daß der Stifter schon an das Dogma der unbefleckten Empfängnis glaubt, bevor dieses verkündet wurde. Weitere Inschrift: „Campanae sonitv. Jesu, depelli to nerbes atri caeli fulgura grando migrent.“ Übersetzt: „Durch den Klang der Glocke vertreibe Jesu die Wolken und die Blitze des schwarzen Himmels und das Hagelwetter sollen wegziehen.” „Christoph Schelschshorn goss mich auf Ehrenbreitstein Anno 1718.“


Wissenswertes über das Inventarium der Heisterkapelle fin­det man in einer Auflistung im Archiv der Wissener Pfarre Kreuzerhöhung. Hier nun der getreue Wortlaut des Verzeichnisses aus dem Jahre 1824:

Inventarium über die Kabellenparamenten und Gerätschaften von der Sanct Sebastians Kabelle auf dem Heister bei Schönstein.

  1. Einem silbernen Kölich vergüldet
  2. Ein silbernes siborium vergüldet welches in der fahrkirche zu Wissen aufbewahrt wirt
  3. Ein Messenbuch
  4. Einen Himmel
  5. Ein Kreuz
  6. Einen weikäßel
  7. Ein flammirttes Meßgewante mit allem zubehör
  8. Ein rotes Meßgewante mit allem zubehör
  9. Ein schwarzes Meßgewante mit allem zubehör
  10. Einen grünen stollan
  11. Ein schwarz und weißflammirttes Velum
  12. drei Alben
  13. drei Schweisdücher
  14. drei altardücher
  15. vier große und vier kleine Hantdücher
  16. zwei Kelchsdücher
  17. Einen Kohrrok
  18. Einen zinnernen deller
  19. zwei zinnerne messenkängen
  20. zwei Messenschällen
  21. zwei pläpperne leügtter stör und zwei holzerne leügtter stöhr
  22. Einen schank [Schrank] auf der Kabelle
  23. Einen Tottensarg altar
  24. zwei alter Bilter
  25. zwölf Kazen Köbbe 8Katzenköpfe: Böllerrohre] und ein eisen dabei daß zum schießen gebraucht wirt
  26. Eine gläserne Laterne
  27. Eine fahne mit einer scherffe und mit einem Traggürtel und eine trauerflor
  28. Ein prättigstuhl [Predigtstuhl]
  29. vier aufstänner [Aufständer] worauf der Himmel werrent der brätig gestält wirt
  30. Ein löschhörngen
  31. Ein eisen gerämster [Eisenrahmen] welcher aus der alten dür

Dieses Inventarium habe ich Anton Buchen auf auftragt seiner Ehrwürden des Herrn Fahrher Pastor Brinz [Prinz] in Wissen und des schützen Meister Johan röhrig Rötter und des Commanttant Rick Mit zu ziehung des Sendschöffen Gotfried Nolten und leütnant in gegen Wart der beite nehmlich des alten Profiesor sein sohn Johanes Wilhelm Müller und des Neuen Profiesor Johannes Petter Stahl alles vorgezeigt und aufgeschrie­ben, mit den zu saz das wen es die Löblich Brutterschaft es begähret uns der Johannes Wilhelm Müller bereit sein darüber einen Eit abzulegen das ihm nichts mehr wichtiger sei und das er nichts verschwiegen habe was der Kabelle zugehörich ist.
Worüber ein jeter sich selbst eigen hänttig unterschrieben wirt


Geschehen Schönstein den 26 den February 1824


Anton Buchen Fenderich


Balthasar Ludwig Leudenant


Senschöffen Nolden


Johannes Wilhelm Müller


Js. Peter Stahl


Rick Commandant Johan rörich Rödder als Schützenmeister


Ferner Einen Großen aufgezahntten hut welger [welcher] Bei der Fahne gehöret, und einen Sebel welgen der Commanttant trägt und vier Spieße, Einer den der Hr. schützen Meister trägt, und Einen den der Hr. Leutnant trägt und zwei die von den Kabboräls getragen werden, Eine Trummel welche der Dambur schlägt, Eine felt Peife [Feldpfeife] welche der Pfeifer peift, Zwei Scheiwen [Scheiben] welche der scheiben zeiger zu verwah­ren hat.


Restaurierung

Restaurierung der Kapelle

Hans-Georg Orthen


Im Laufe ihrer Geschichte ist die Kapelle nach den Aufzeichnungen der Bruderschaft Anlaß verschiedener Sa­nierungsmaßnahmen gewesen. So wurde die Kapelle um 1914 renoviert.
Aus der Chronik der Kath. Pfarrgemeinde St. Katharina Schönstein ist zu entnehmen, daß 1930 ebenfalls eine Erhaltungsmaßnahme durchgeführt worden ist.
1952 feierte die Schützenbruderschaft ihr 550-jähriges Bestehen. In diesem Jahr wurde die Kapelle einer gründlichen Renovierung unterzogen. Zu den Feierlichkeiten prä­sentierte sich die Kapelle wieder in ihrem ursprunglichen Fachwerk, mit schwarzen Eichenbalken und weißen Wandfeldern. Bis dahin war sie mit einem Holzverschlag versehen.
Die letzte größere Erhaltungsmaßnahme wurde im Jahr 1977 mit dem 575-jährigen Bestehens der Schützenbruderschaft durchgeführt. Damals wurde die Kapelle von außen und innen mit einem neuen Anstrich versehen, eine Dachhälfte wurde neu mit Schiefer gedeckt. Die Restaurierungsarbeiten des Altares waren sehr aufwendig.
Nachfolgend nun eine Chronologie der im Jahre 1994 abge­schlossenen Sanierungsmaßnahme.
Bereits bei der Erstellung eines Dorfentwicklungskonzeptes für den Ortsteil Schönstein wurden gröbere Baumängel fest­gestellt und in der Prioritätenliste der zu sanierenden Gebäude wurde die Heisterkapelle ganz oben angestellt.
Detaillierte Untersuchungen der Bausubstanz im Jahre 1991 ergaben insbesondere im Bereich der tragenden Fachwerk­konstruktion erhebliche Bauschäden, die durch Ameisen­befall, Holzwürmer und Borkenkäfer hervorgerufen wurden.
Vorausgegangen waren mehrere Ortstermine, an denen auch Vertreter des Landesamtes für Denkmalpflege Mainz sowie des Kreises Altenkirchen teilnahmen.
In diesem Zeitraum wurde ein Planungsbüro durch die St. Sebastianus- Schützenbruderschaft Schönstein, Eigentümerin der Kapelle, mit der Erstellung der erforderlichen planungs­technischen Unterlagen für die Renovierung der unter Denkmalschutz stehenden Kapelle beauftragt. Mit den endgültigen Sanierungsarbeiten vor Ort konnte im Mai 1992 begonnen werden. Die in den einzelnen Gewerken durchgeführten Maßnahmen werden nachstehend gegliedert aufgeführt:

Abbruch- und Fundamentierungsarbeiten

Das vorhandene Gebäude wurde bauabschnittsweise durch Rundholzstützen innerhalb sowie außerhalb gesichert, um dann Zug um Zug das alte Fundament abzustemmen und gleichzeitig ein neues frostsicheres einzubauen. Das anfallende Sickerwasser wird bereits frühzeitig durch ein umlaufendes Drainagesystem aufgefangen und abgeführt.

Zimmererarbeiten

Erst nach dem Entfernen der unteren zwei Ausfachungsreihen, größtenteils in Eigenleistung durch Mitglieder der Schützenbruderschaft, konnten die vorhandenen Schäden am Eichenfachwerk genau lokalisiert werden.
Die schadhaften Teile der Fachwerkkonstruktion wurden nach dem Sichern der Anlage vorsichtig ausgebaut, durch Auch der bestehende Dachstuhl wurde auf Tragfähigkeit überprüft und konnte ohne größeren Ersatz wieder verwendet werden.

Lehmbauarbeiten

In die vorhandenen bzw. neu eingefrästen Nuten auf den inneren Flächen der Gefache wurde ein Flechtwerk aus Eichenstaken und Weidenruten eingebaut. Daraufhin erfolg­te ein Lehmbewurf in einer Stärke von ca. 8 cm aus Lehm, gemischtkörnigem gewaschenem Sand und Stroh. Auf die äußeren Flächen wurde der Lehm 2 cm zurückspringend für den Kalkaußenputz als Putzgrund vorbereitet. Im inneren Bereich der Kapelle wurde eine Lehmausgleichsschicht 2lagig bis zur Überdeckung der Ständer und Riegel aufge­bracht. Zur Haltbarkeit und Risseüberbrückung wurden ein ganzflächiges Armierungsgewebe und eine ganzflächige 70­stengelige Schilfrohrmatte eingelegt. Nach einer notwendigen Trocknungszeit stellten die Lehmbauer für innen einen Kalkoberputz her, bestehend aus Sumpfkalk, gemischtkörni­gem, gewaschenem Sand und tierischem oder pflanzlichen Haaren oder Fasern; sie brachten ihn in einer Stärke von ca. 5 mm auf und glätteten bzw. rieben die Oberfläche des Putzes mit der Hand. Zuletzt wurden die Schadstellen an den bestehenden alten Ausfachungen sowie alle früheren Ausbesserungen aus fremden, ungeeigneten Materialien mit einer Reparaturmischung aus Lehm, Sand und Stroh ergänzt.

Malerarbeiten

Bei der äußeren Sanierung wurden die zum Verputzen anstehenden Gefache mit Bindedraht und wandseitiger Befestigung in verzinkter Ausführung armiert und mit Kalksanierputz verputzt. Passend zum hiesigen Fachwerkstil strichen die Maler nach einer Vorbehandlung die Fachwerkflächen, die Fachwerkbalken, die Holzgesimse, das Holzwerk der Jalousien, Türen und Fenster, die Dachrinnen und die Fallrohre. Im inneren Bereich der Kapelle wurden dann die Deckenflächen, die Wandflächen und das Holzwerk der Böden, Treppen und Geländer mit Farbe versehen.

Desweiteren mußte das Turmkreuz entsäuert, die Qxydation abgewaschen, das Metall angeschliffen und grundiert werden. Diese Flächen sind anschließend mit Graphit beschichtet, auf Metallglanz gebürstet und die Spitzenbereiche mit Blattgold vergoldet worden. Zuguterletzt wurden die Kirchenbänke angelaugt, geschliffen und aufgefrischt, das Holzkreuz wurde vorgearbeitet, imprägniert und gegen Witterungseinflüsse geschützt, die Balustrade renoviert und die Kommunionbank beidseitig vorgearbeitet, vorgestrichen und lackiert. Abschließend erhielt das äußere Schutzgeländer auf der bestehenden Bruchsteinstützmauer einen Anstrich mit der stilvoll gehaltenen Farbe „Ochsenblut“
Ergänzend kann hier noch angeführt werden, daß auch das Beichthäuschen auf der anderen Staßenseite im gleichen Zeitraum stilistisch der Farbgebung der Heisterkapelle ange­paßt worden ist. 1-Restaurierung

Schreinerarbeiten

Die rückwärtige Ausgangstüre wurde als Rahmentüre mit oberer Schrägabdeckung und Bodenschwelle komplett neu in Eiche hergestellt und eingebaut. Auch die vorhandenen Holzfenster sind als festverglaste Sprossenfenster entspre­chend der vorhandenen Form mit zwei senkrechten und drei waagerechten Sprossen in Eiche, mit zusätzlichen Wasserhohlen, ersetzt worden. Zu den Tischlerarbeiten gehörte weiterhin das Ausbessern verchiedener Fachwerkbalken, das Montieren einer inneren Fensterfutterverkleidung, das Hobeln, Verzapfen und Zimmern der Eichenständer mit vorhandenen Knaggen am Eingangsvorbau, das Erneuern der Gesimsbretter und der Ab- und Neuaufbau des Altars. Verschiedene Verkleidungen sowie die Klappen an der Eingangstüre, mit umlaufender Aufdoppelung rundeten die Schreinerarbeiten ab.

Elektroarbeiten

Im Rahmen der Elektroarbeiten wurde der gesamte innere Bereich der Heisterkapelle verkabelt und einem Schaltkasten zugeführt sowie eine Beleuchtung des Altares installiert. Zur äußeren Beleuchtung sind Erdkabel verlegt und vier Bodenstrahler bündig mit den Pflasterflächen eingebaut worden. Im Bereich der Zuwegung zur Kapelle sind zwei stilistisch angepaßte schwarze Mastleuchten aufgestellt worden.

Dachdeckerarbeiten

Nachdem der alte Schiefer inclusive der Schalung entfernt war, unterfütterte man mit Schalbrettern neu, pappte ab und deckte anschließend mit Schieferschuppen entsprechend der Rückseite neu ein. Die Turmfläche erhielt eine neue Blei­einfassung, Die Zinkdachrinnen wurden einschließlich der Fallrohre erneuert, am Giebel wurden alte Kunstschiefer ent­fernt und ersetzt sowie die Dach- und Wandfläche im Ein­gangsbereich der Heisterkapelle einschl. des Vordaches kom­plett mit neuem Schiefer versehen. Auch am Vordach sind die Dachrinne sowie ein Fallrohr erneuert worden.. Zum Schutze des Sockelbereiches in Höhe der Fundamentierung wurden rund um die Heisterkapelle dem Beton angepaßte Metallanschlüsse und Abdeckungen aus Zink angebracht. Diese Zinkabdeckungen werden zu einem späteren Zeitpunkt noch gestrichen.

Außenanlagen / landschaftsgärtnerische Arbeiten

Im Zuge der Pflasterarbeiten wurden die Gräben für die Regeneinläufe ausgehoben, die Rohre verlegt und die Einläufe angeschlossen. Anschließend konnte das bauseits bereitgestellte Großpflaster höhengerecht um die Kapelle mit dem erforderlichen Gefälle in Pflastersand verpflastert, abge­sandet und abgerammt werden.
Die vorhandene Trockenmauer mußte aufgenommen und an gleicher Stelle fachgerecht wieder hergestellt werden. Hierbei ist auch ein Solitärstein miteingefügt worden. Auf diesem Stein wurde später eine Bronzetafel mit den wichtigsten historischen Daten der Heisterkapelle angebracht. Die bestehende Böschungsfläche wurde komplett überarbeitet; nachdem die Baumstümpfe größtenteils entfernt waren, bepflanzte der Gärtner die Böschung nach dem Einbringen von Bodenverbesserungsstoffen komplett neu. Die anson­sten übriggebliebenen Flächen sind wieder als Rasenflächen angelegt worden.

Holz- und Bautenschutz / Schädlingsbekämpfung

Zusätzlich zu dem Imprägnier- und Holzschutz an dem neu eingebauten Holz wird in naher Zukunft die gesamte mittelhaltigen Holzschutzmittel in wenigstens zwei Arbeitsvorgängen imprägniert und vorbeugend bekämpft.
Zusammenfassend können wir sagen, daß wir sehr stolz darauf sind, die Sanierung der Heisterkapelle durchgeführt zu haben und diese älteste Fachwerkkapelle im Lande Rheinland-Pfalz somit auch der Nachwelt über viele Jahre hinaus erhalten zu können. Aus unserer Sicht dient diese Restaurierung nicht nur als malerisches Kleinod für den Fremdenverkehr im ganzen Kreis Altenkirchen, sondern auch der Überlieferung einer handwerklichen Arbeit und Architektonik aus einem früheren Jahrhundert.

Aufgewendet für die einzelnen Gewerke wurden die nachfolgenden Beträge:

Gewerk Betrag
Erdarbeiten TDM 24
Maurerarbeiten TDM 27
Zimmererarbeiten TDM 17
Dachdeckerarbeiten TDM 30
Tischlerarbeiten TDM 21
Anstrich/Putzarbeiten TDM 38
Elektro-Arbeiten TDM 9
Aussenanlagen TDM 31
Baunebenkosten / Architektenhonorar TDM 17
Gesamtaufwendungen TDM 221

Wiedereinweihung nach der Renovierung 1995